Logo Ewa Teilmans Regie
 

Unterwerfung

nach dem Roman von Michel Houellebecq
Premiere 10. Juni 2017, Theater Aachen


In seinem kontrovers diskutierten Roman »Unterwerfung«, der am 7. Januar 2015, dem Tag des Attentats auf das Satiremagazin »Charlie Hebdo«, erschien, entwirft Michel Houellebecq ein provokantes Bild der Identitätskrise unserer europäischen Gesellschaft. In ironischer Pointierung zeichnet er die Zukunftsvision eines ökonomisch angeschlagenen und intellektuell zutiefst verunsicherten Frankreichs, das sich nach demokratischen Wahlen in eine islamische Republik verwandelt:

Francois, Literaturprofessor an der Sorbonne und Protagonist in Houellebecqs »Unterwerfung«, verfolgt im Jahr 2022 den französischen Wahlkampf, in dem die Straßenkämpfe zwischen der rechtsextremen Identitären Bewegung und den gewaltbereiten Salafisten zu bürgerkriegsartigen Unruhen führen. Jüdische Bürgerinnen und Bürger beginnen, ihre Koffer zu packen, Universitäten werden geschlossen. Um den drohenden Wahlsieg der Ultrarechten zu verhindern, gehen die Linke ein Bündnis mit der gemäßigten Partei der islamischen Bruderschaft ein, deren smarter Vorsitzender Ben Abbès als erster Muslim Präsident eines westeuropäischen Landes wird. Mit ihm werden sukzessive Scharia, Kopftuch, Polygamie gesellschaftlicher Standard – gleichzeitig erlebt das Land einen ungeahnten Aufschwung.
Auch für Francois, der sich bis dato einzig durch seine Forschung zu dem französischen Decadence-Romancier Joris-Karl Huysmans und durch diverse lose sexuelle Beziehungen zu jungen Studentinnen von seinem tief sitzenden Weltekel hatte ablenken können, wird die politische Kehrtwende zur großen Verlockung: Unter der Prämisse der Konvertierung zum Islam wird ihm, der eigentlich schon entlassen worden war, eine finanziell lukrative Rückkehr an die Sorbonne in Aussicht gestellt und die Zuführung von – Kopftuch verschleierten – Jungfrauen qua islamischem Gesetz automatisch garantiert.

Houellebecq nimmt mit imaginativer Kraft aktuelle Debatten um den politischen Rechtsruck, den in Political Correctness erstarrten Linksliberalismus, den »atheistischen Humanismus« und die viel beschworene Gefahr der Islamisierung des Westens auf und wirft sie im derzeit überhitzten, ideologisch aufgeladenen politischen Klima mit intellektueller Lust durcheinander.
 
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